Die Geschichte geht, …

 

Wennfeld_Brachland2018

Wennfeld_Brachland2018

Die Geschichte geht so:

Da war mal ein Mann, der hat gesessen und geweint und geweint. Eine Quelle ist entstanden und ein Brunnen wurde da gebaut. So ist es gewesen. Er hat gefunden, dass der Ort nicht gut war und ist weggegangen nach Mauretanien.

Die Geschichte geht so:

Damals gab es hier die Kaiser. Den Kaiser von Tübingen und den Kaiser von Reutlingen. Das waren kleine Länder (so groß wie zwei Hände). Naja, die haben gekämpft. Da gab es eine große Schlacht. Das war hier. Der Kaiser von Tübingen fällt. Der Kaiser hieß Wen. Wir haben dieses Buch gefunden bei Alex. Da steht alles drin. Deswegen sind wir gestern gesessen und haben diskutiert. Es war Wasser hier, eine Quelle. Dort hinten, wo der Beton ist, bei der Bushaltestelle. Sie haben hier für Wen eine Kapelle gebaut. Das war im 13. Jahrhundert. Das ist lange her. Inzwischen ist die Kapelle kaputt gegangen. Aber: wenn das ein heiliger Ort ist, dürfen sie nicht bauen. Die Kirche kann sagen, sie dürfen nicht bauen! Naja, die Stadt hat Geld. Die bauen auf Allem.

Die Geschichte geht so:

Wie lange kannst du noch bleiben, in deiner Wohnung? Im Wennfeld wird archäologisch gegraben. Ein griechischer Tempel? Cool. Das verzögert doch alles. Das ist gut für dich, oder, dann kannst du noch bleiben. Ich habe einen Onkel in Griechenland, der soll ne alte Vase rüberschicken, die vergraben wir da. Dann bauen sie noch Jahre nicht. So geht das in Griechenland, die ganze Zeit. Da wird ne Straße aufgegraben, die finden eine Scherbe und – bumm – können sie nicht bauen. Sie buddeln nur noch nächste Woche im Wennfeld. Da muss dein Onkel schnell sein. Hast du nichts bei dir zuhause rumstehen? Leider nicht.

Ich brauch den Wohnraum, sagt der Mann von der Stadt.

Sagst du, ich brauch ne Wohnung in Tübingen, sagt dein Gegenüber, haha.

Ich, ich brauche Brachland. Dass mein Blick frei schweifen kann über unbebautes Gelände wie übers Meer. Undurchverplant. Orte im Zwischenzustand. Der Fantasie freien Lauf lassen, zu Träumen, Ideen spinnen, was alles möglich wäre. Möglich ist. Gestaltend im Zusammenleben. Ich brauche Wohnraum. Ich kenn wenigstens fünf weitere, die den auch brauchen.

Und was haben sie jetzt dort gefunden?

 

 

 

 

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Über smitmans

Künstlerin und Kunstvermittlerin. In meinen Arbeiten untersuche ich, wie Menschen ihr Leben in ihrem gesellschaftlichen Umfeld gestalten. Dazu erforsche ich konkrete Orte, Gebäude, Landschaften. Meine Ausgangspunkte können sein: ein Tapetenriss in einem verlassenen Gebäude, die Hände eines Kellners, die Arbeitsweste einer Geflüchteten. Damit mache ich gesellschaftliche Codes sichtbar. Meine Medien sind Fotografie, Zeichnung und das bewegte Bild. Ich beobachte Orte und Menschen mit meiner Kamera und führe Interviews. Daraus werden Einzelbilder, Serien, Filme, Bücher und Arbeiten im Raum. Oft entwickele ich meine Installationen in Synthese mit dem Ort der Präsentation. Gefundenes Material wie Tapeten, Zeitschriften und speziell angefertigte Objekte sind Teil der neu geschaffenen visuellen Landschaft.
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