Abgeholzt: Wennfeld_Märchenwald

 

Wennfeld_Märchenwald

Wennfeld_Märchenwald

Hinter dem Wennfelder Garten und dem Französischen Viertel auf dem Weg zu den Härten gibt es einen Wald.

Die Panzerstraße hoch, am Hubschrauber-Landeplatz vorbei, links die Grillstellen, gab es rechts einen kleinen Weg, unmarkiert, ein Trampelpfad. Das war der Weg der Kuh – von der Wagenburg zu ihrem Arbeitsplatz als Ergotherapeutin.

Andersherum: die Straße Wennfelder Garten bis zum Ende laufen, vorbei an der Zeitwohnungsunterkunft, über den Rand des Staubeckens hoch, die Ergotherapie rechts liegen lassen, links in den Wald.

Da war der Märchenwald.

Der Boden weich federnd von Tannennadeln, Duft von Erde, Nadeln, Pilzfamilien, Wurzelwege, das Licht gedämpft, Betten aus Moos.

Ein kleines Stück Glück, perfekt, um mit den Kindergartenkindern des Janusz Korczak Kinderhauses in eine Landschaft einzutauchen, neue Welten zu erfinden ohne Straßenlärm, sich auf den Rücken zu legen und in den Himmel zu träumen. Kinder, die es nicht kennen, in den Wald zu gehen.

Jetzt ist es weg, dieses Glück. Abgeholzt, nicht einzelne Bäume, sondern eine große Fläche – platt. Ich frage mich, wo die Kuh nun läuft.

Ich möchte eine Erklärung!

Wer hat das Recht, uns, den Kindern, der Kuh, dem Moos, den Pilzen, Ameisen, Vögeln und Insekten diesen Wald zu nehmen? Wofür? Für ein paar Stühle? Für die Herstellung von Papier? Erkläre es mir, wer immer dafür verantwortlich ist. Ich weiß, wir brauchen Holz, ich bin nicht gegen Nutzwald – aber muss denn alles und überall genutzt werden? Ohne Rücksicht darauf, wie unbezahlbar ein winziges Stück Wald sein kann? Weil es einzigartig ist? Und darum Horizonte öffnet, was Wald für uns bedeutet?

Ich laufe seit 1991 durch diesen Wald, manchmal täglich. Früher Militärgelände, konnte er jahrelang ungestört wachsen, kleine, versteckte Märchenlandschaften bilden. Ein tägliches Bewusstsein, was Frieden bedeutet. Als Erholungsgebiet hatte er – trotz ständig immens wachsender Nachbarschaft – dieses Wunder erhalten. Bis die Säge kam.

Ich bringe es nicht über’s Herz, meinen Kindern davon zu erzählen. Sie werden weinen.

Wennfeld-Moos

Wennfeld-Moos

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Über smitmans

Künstlerin und Kunstvermittlerin. In meinen Arbeiten untersuche ich, wie Menschen ihr Leben in ihrem gesellschaftlichen Umfeld gestalten. Dazu erforsche ich konkrete Orte, Gebäude, Landschaften. Meine Ausgangspunkte können sein: ein Tapetenriss in einem verlassenen Gebäude, die Hände eines Kellners, die Arbeitsweste einer Geflüchteten. Damit mache ich gesellschaftliche Codes sichtbar. Meine Medien sind Fotografie, Zeichnung und das bewegte Bild. Ich beobachte Orte und Menschen mit meiner Kamera und führe Interviews. Daraus werden Einzelbilder, Serien, Filme, Bücher und Arbeiten im Raum. Oft entwickele ich meine Installationen in Synthese mit dem Ort der Präsentation. Gefundenes Material wie Tapeten, Zeitschriften und speziell angefertigte Objekte sind Teil der neu geschaffenen visuellen Landschaft.
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